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Julenisse Joel ‒ der Weihnachtswichtel

Julenisse Joel ‒ der Weihnachtswichtel

Veröffentlicht in: Geschichten

Joel, das kleine Wichtelmännchen, wunderte sich. Es war zwei Tage vor dem 1. Advent und seine Menschenfamilie, die sonst spät von der Schule und dem Hofladen nach Hause kam, saß bereits am frühen Nachmittag beisammen und spielte gemeinsam am Wohnzimmertisch. Kaum etwas deutete bei ihnen auf die sonst übliche weihnachtliche Vorfreude und die typische Weihnachtshektik hin.

Joel befürchtete, sie hatten vergessen, ihm ‒ wie in vielen Jahren zuvor ‒ ein Wichtelhaus zu bauen. Das ganze Jahr über lebte er auf ihrem Bauernhof. Er hatte schon einige Male die Hühner vor dem Fuchs gerettet, weil der Bauer aus Versehen die Tür vom Hühnerstall nicht abgeschlossen hatte. Manchmal hatte er sich um ein krankes Pferd oder eine kal­bende Kuh gekümmert.

Vom 1. bis zum 24. Dezember allerdings bestand Joels Aufgabe hauptsächlich darin, dem Weihnachtsmann zu helfen. Das bedeutete: Weihnachtsgeschenke herstellen, sie verpacken und verteilen. Außerdem begleitete er seine Familie durch den Advent. Aber das konnte der Weihnachtswichtel nur machen, wenn er rechtzeitig ein kleines Wichtelheim mit einer winzigen Wichteltür von ihnen bekam.

Stets hatte seine Familie ihm die Wichteltüren in der Nähe des Kamins im Wohnzimmer gebaut. Mal war es ein blaues, mal ein grünes oder gelbes Türchen. Manchmal standen sogar Pantoffeln, ein Besen, ein Eimer und ein Postkasten vor seiner Tür. Gemütlich und kuschelig warm war es im Advent immer am Kamin gewesen.

Das kleine Wichtelmännchen war betrübt. Ob es noch pünktlich einziehen könnte? Abwarten!

Das Wichtelheim von Julenisse Joel dem Weihnachtswichtel

Zum Glück hatte die Familie auch an diesem 1. Advent an ihn gedacht. Joel staunte. Eine rote Tür mit blauen Türrahmen und einem grünen Dach bildeten den Eingang in sein Wichtelheim. Vor der Tür stand ein glänzender Spaten und eine Harke. Ein kleiner Weihnachtsbaum, Moos und zwei Pilze zauberten Weihnachtsstimmung vor seiner Tür herbei. Und besonders freute er sich in seinem Wichtelgarten über eine grüne Bank, 5 kleine Stühle und einen winzigen Tisch, an dem er sein Lieblingsessen, Milchreis, mit Genuss aufessen konnte. Sogar ein gelbes Namensschild mit "Joel" wies allen den Weg zu ihm.

Der Julenisse war glücklich. Für dieses Kunstwerk wollte er sich revanchieren und seine Familie mit Briefen, bunten Bildern und kleinen Süßigkeiten glücklich machen. Seine rote Wichtelmütze wippte hin und her, wenn er eifrig schrieb, malte oder die Süßigkeiten verteilte. Aber in diesem Jahr war das nur in der Nacht möglich, denn die Familie war häufiger zu Hause als sonst und sie hätten ihn sicherlich entdeckt. Nachts wach zu bleiben machte Joel nichts aus, solange sich die Familie bei ihm für die Geschenke bedankte.

Am 5., 14. und 22. Dezember hatte seine Familie das "Danke" leider vergessen, weil sie zu Geburtstagsfeiern eingeladen waren. Das ärgerte Joel ein wenig, und er beschloss, der Familie Streiche zu spielen. Einmal versteckte er die Autoschlüssel der Eltern, dann füllte er die Winterstiefel von Nellie mit Nüssen und Äpfeln und färbte ihre Frühstücksmilch rot ein. Als dritte Neckerei brachte er alle Sofakissen vom Wohnzimmer auf den Dachboden.

Oh je, was war das für ein Gelächter! Seine feinfühlige Familie wusste, wer für den Schabernack verantwortlich war und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Als Entschuldigung dafür kochte sie Joel eine besonders große Schüssel mit Reisbrei ‒ mit einem dicken Butterklecks, mit Zimt und Zucker.

Einmal, am Tag des 23. Dezembers, gab es von ihnen sogar ein winziges Gläschen Weihnachtsbier anstatt Milchreis. Das war gut gemeint, allerdings kein besonders gut gewählter Zeitpunkt. Weil er großen Durst beim Einpacken der Weihnachtsgeschenke verspürt und sein Bierchen zu schnell getrunken hatte, schwindelte es ihm leicht. Joel musste anschließend einige Weihnachtsgeschenke neu verpacken, weil er die Namen der zu beschenkenden Kinder vertauscht hatte. Er beschloss, etwas auf seiner neuen grünen Bank auszuruhen. Joel zog seine rote Wichtelmütze tief ins Gesicht, wickelte sein Lodengewand eng um seinen Bauch, schloss seine Augen und fiel in einen kurzen Schlaf. Nach dem Aufwachen erinnerte er sich an seinen wunderschönen Traum: Seine Familie hatte ihm zum nächsten Advent seine Tür hübsch dekoriert und eine Wichtel-Winterlandschaft in seinem Garten geschaffen ‒ mit verschneiten Tannen, mit einem Schlitten und einem Paar Ski, mit Eiskristallfiguren und einem Schneemann.

 

Text: © Elke Brinkmann-Pytlik

Foto: © Katharina Rudolphi

Geschichten von Elke Brinkmann-Pytlik

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin hier veröffentlicht.

 

16. Dezember 2023